Historie Teil I – Die SPD in Borgstedt

Bereits vor der Machtergreifung der NSDAP am 30. Januar 1933 gab es in Borgstedt ein großes sozialdemokratisches Wählerpotential, das auch nach Hitlers Ernennung zum Reichkanzler bis zur letzten freien Reichstagswahl am 5. März 1933 beachtlich blieb. Folgende interessante Aufstellung belegt diese Feststellung:

Reichstagswahlen
(aus: Hoffmann, A. (1992): Borgstedt, S. 24)

Andere kleinere Parteien sind in dieser Aufstellung nicht aufgeführt. Am 14. Juli 1933 Waren alle Parteien verboten bzw. aufgelöst; die NSDAP blieb die einzige Partei. Freie Wahlen gab es bis zum Kriegsende 1945 nicht mehr.
Die Neugründung des Ortsvereins Borgstedt der SPD erfolgte am 25. Juli 1946. Im Protokoll der ersten Mitgliederversammlung steht:

,,Zu Punkt 1 – Gründung eines Ortsvereins: Am 25 . Juli 1946 wurde der Ortsverein SPD Borgstedt neu gegründet. Die Mitgliederzahl betrug 22.
Zu Punkt 2 – Wahl des Vorstandes: Als erster Vorsitzender wurde Herr Heinrich Dittmann gewählt. Stellv. Vorsitzender zurückgestellt. Zum Kassierer wurde der Genosse Tollkühn und zum Schriftführer Genosse J. Claussen gewählt, zu Revisoren die Genossen Tank jun. und Bagins.
Zu Punkt 3 – Kandidatenaufstellung zum Gemeinderat: Folgende Mitglieder wurden aufgestellt: Tank jun.; Seemann, Karl; Embke, Jürgen; Pahl, Claus; Dittmann, Heinrich; Stuck, Hinrich; Schumacher, Karl; Tollkühn, Karl; Suhr, Walter; Wruck, Hermann; Mohr, Anni; Kobs, Paul; Tank, Jürgen sen. . . .“

Die Absicht, im ersten Nachkriegsjahr 1946 und auch danach in einer frei gewählten Gemeindevertretung aktiv am politischen Geschehen teilzunehmen, war sicher ein wesentlicher Grund für diese Neugründung. Die Ergebnisse der ersten und auch der folgenden Gemeinderatswahlen sind [weiter unten] aufgeführt. Sie dokumentieren, dass das Ziel der maßgeblichen Mitgestaltung des politischen Geschehens in Borgstedt von Anfang an bis heute erreicht Wurde. Schon in der Versammlung am 27. September 1946 Wurde Karl Seemann, der spätere langjährige Bürgermeister, zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Außerdem beschloss man, Monatsversammlungen an jedem ersten Dienstag im Monat durchzuführen. Dieser Besch1uss Wurde lange Zeit befolgt und bewies den Willen zur politischen Betätigung.

Die Versammlungen beschäftigten sich in ihren Tagesordnungspunkten mit örtlichen Belangen, die von ihren Gemeinderatsmitgliedern vertreten werden sollten, mit Kandidatenaufstellungen für die Gemeinderatswahlen, mit Wahlvorbereitungen und Teilnahme an Wahlveranstaltungen auf überörtlicher Ebene, mit Untersuchung und Auswertung von Wahlergebnissen, mit Benennung der Bürgermeister (Karl Seemann von 1946 bis 1948 und von 1951 bis 1974 und Willi Hoffmann seit 1986) und der Ausschussmitglieder für den Gemeinderat, mit Festvor- und -nachbereitung.

Besondere Themen Waren unter anderem: 1946 der Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt mit Heinrich Dittmann, Paul Kobs und Heinrich Homeister – 1947 die Stellungnahme zur erstrebten Eingemeindung sämtlicher Randgemeinden Rendsburgs einschließlich Borgstedt zwecks Gründung einer kreisfreien Stadt Rendsburg – 1948 das Eintreten für den Ort Borgstedt als Amtssitz – 1951 der Auftrag an Karl Seemann und Heinrich Dittmann, den Wohnungsbau zu forcieren – 1987 die Wahl des Standortes für den Kindergarten am ,.Haus der Feuerwehr“ und die Plane für die Gestaltung der Fläche an der Doppeleiche – 1987 der Beschluss über die Gründung der ,,Sozialdemokratischen Bürgerzeitung Borgstedter Bote“, Herausgeber SPD-Ortsverein Borgstedt, verantwortlich Hans-Werner Preuhsler, Elke Wende-Löhner, Redaktion Manfred Glückstadt.

Auf unsere Initiative hin wurde der Umweltschutz im Ort weiter entwickelt. So wurde erstmalig 1992 eine Schredderaktion für Gartenabfälle abgeboten. Die Aufgabe „Umweltschutz“ wurde verbindlich einem Ausschuss zugeordnet (siehe Zeitungsartikel „Umweltschutz weiter vorrangig“).
Intensiv und sehr kontrovers wurde in den Fraktionen das Thema „Abfallwirtschaftszentrum“ in Borgstedtfelde geführt. Diverse Leserbriefe wurden dazu im SHZ veröffentlicht (siehe Zeitungsartikel „Schlammschlacht“).
Viele Borgstedter Bürger/innen waren gegen das AWZ, fürchteten sie doch die Umweltbelastungen durch verstärkten LKW-Verkehr und Geruchsemissionen. Alle die gegen das AWZ waren, konnten an der Gründerversammlung der „unabhängigen Wählergemeinschaft“ (UWG) am 25.01.1993, teilnehmen. Das AWZ nahm seinen Betrieb 1994 auf. Nun, nach 20 Jahren, diskutiert schon lange kein Borgstedter mehr über das AWZ, ganz im Gegenteil, die Anlage wird sehr positiv gesehen- auch aus finanzieller Sicht.
Am 10.08.1997 richtete der Ortsverein zum 10. Mal mit dem Familienverband das beliebte Kinderfest an der Eider aus (siehe Zeitungsartikel „Kanutouren….“).

Was sonst noch geschah:

  • 50jahre-webAm 15.06.1996 feierte der Ortsverein sein 50 jähriges Bestehen
  • Am 06.06.2011 war Manfred Glückstadt 25 Jahre Mitglied in der Gemeindevertretung. Er wurde vom Bürgermeister Gero Neidlinger mit einer Urkunde geehrt.
  • Am 23.07.2013 verstarb Willi Hoffmann. Er war über 40 Jahre Parteimitglied und:
    Von 1978-2008, Mitglied in der Gemeindevertretung
    Von 1986-2003, Bürgermeister
    Von 1986-2008, Mitglied der Schulverbandsversammlung der Grundschule Borgstedt
    Von 1986-2003, 1. stv. Schulverbandsvorsteher der Grundschule Borgstedt
    Vom 2003-2008, Schulverbandsvorsteher der Grundschule Borgstedt
    Von 1986-2008 , Mitglied im Amtsausschuss des Amtes Wittensee
    Von 1990-1998, 2.stv. Amtsvorsteher des Amtes Wittensee
    Von 1998-2003, 1. stv. Amtsvorsteher des Amtes Wittensee
Quellen: Hoffmann, A. (1992): Borgstedt. Eine Chronik von Alfred Hoffmann, S. 24-26; 29
sowie Aufzeichnungen und Protokolle des SPD OV Borgstedt
 

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